Wir machten uns das Projekt „Finca kaufen“ nicht leicht. Anfang 2013 stöberten wir fast alle Immobilienportale durch, kontaktierten viele Makler und besichtigten mindestens 50 Fincas auf Teneriffa vor Ort.
Unsere Prämisse war eine Finca, auf der wir im Rahmen einer Selbstversorgung mit einem Obst- und Gemüsegarten auch aktiv arbeiten und „garteln“ können. Dabei präsentierte sich schon bei der ersten Inselrundfahrt der Süden heiß, verbrannt und mit bescheidener Vegetation. Für einen Urlauber mag das ausreichend sein, für einen Hobbygärtner hingegen ein „No go“. Außer man spezialisiert sich auf anspruchslose Pflanzen mit geringem Wasserverbrauch. Der Norden von Teneriffa zeigte sich dagegen um einige Grad kühler, in saftigem grün und mit äußerst fruchtbaren Böden.
Die Lage, die Lage und nochmals die Lage
Nach mehreren Fahrten zwischen Icod und Tacoronte, fiel die Entscheidung für eine Lage oberhalb Puerto de la Cruz, d.h. in der Peripherie von La Orotava. In Puerto de la Cruz befinden sich alle nur denkbaren Versorgungseinrichtungen, Baumarkt, Einkaufszentren, Ärzte usw.. Nachdem wir heute schon einige Jahre vor Ort sind und auch andere Fincaneros kennenlernten, erwies sich diese Entscheidung als goldrichtig. Gerade für ältere Menschen kann es eine anstrengende Reise aus den Höhenlagen von Icod oder gar aus Buenavista sein, um mit öffentlichen Verkehrsmitteln einen Arztbesuch in Puerto wahrzunehmen.
Puerto de la Cruz an der Küste liegend, bildet mit den Orten La Orotava und Los Realejos ein Dreieck in einem ganz besonderen Tal. Das Orototavatal zieht sich etwa 12 km in das Hinterland und etwa 15 km an der Küstenlinie. Dieses zum Meer hin geöffnete Tal lebt von einem besonderen Mikroklima.
Nach mehreren Fahrten zu unterschiedlichen Tageszeiten zwischen Küste und diversen Höhenlagen kristallisierte sich die Höhenlage von rund 500 Meter als unsere „Wohlfühltemperatur“ heraus.
Unter den vielen Fincas mit teilweise märchenhaften Gärten (dafür hornalten Immobilien, verbaut und vermurkst) fiel die Entscheidung dann Mitte 2013 auf eine Finca jungen Baujahrs mit einem seit rund 30 Jahren unbewirtschaftetem Land. Wegen der vielen Edelkastanien auf dem Grundstück war der Name „Finca la Castaña“ schnell gefunden.
Die Flächen präsentierten sich mit einem unbeschreiblichen Dickicht aus Brombeeren, verwildertem Wein und Feldsteinen ohen Ende. Das motivierte uns, das gesamte Gelände zuerst mit einer großen Pala/ Radlader aufzuräumen.
Slider: Aufbau der Finca
Blut, Schweiß und Tränen …
Mehrere Tage modellierten wir das gesamte Gelände mit dem Radlader und sammelten dabei hunderte Tonnen an Feldsteinen ab. Das Gelände unterteilten wir dabei in Terrassen, um die Bodenerosion durch die teilweise heftigen Regengüsse gering zu halten.
Für den Aufbau der Finca bewegten wir rund 4000 m³ Erde, arbeiteten mehr als 600 m³ Steine heraus, die dann per Hand in den Steinmauern, Treppen und Umrandungen verarbeitet wurden. Insgesamt rund 600 Meter Stütz- und Begrenzungsmauern umranden dabei die einzelnen Terrassen. Jeder Stein wurde dabei mehrfach in die Hand genommen, bevor er seinen endgültigen Platz auf der Finca fand.
Wir bauten den verfallenen Ziegenstall neu auf und funktionierten ihn in die heutige Bodega, die auch Lager, Marmeladen-, Most- und Maischeküche der Finca ist.
Mehrere Kilometer Bewässerungsleitungen wurden verlegt, so dass heute jede Pflanze von der Berieselungsanlage versorgt wird und optimal gedeihen kann. Die Bewässerungsanlage wurde im Rahmen unseres Konzeptes der altengerechten Finca so gebaut und dimensioniert, dass wir auch flüssigen Dünger einspeisen können.
Aufbau einer Finca
Wichtig bei der Gesamtplanung der Finca war nicht nur ein ausgeklügeltes Wassersystem. Auch ein Wegesystem für das Alter war entscheidend, um jeden Teilabschnitt mit einem kleinen Traktor befahren zu können.
Diese Entscheidung erwies sich im Laufe der Jahre als goldrichtig. Wir fahren heute nur noch selten Steine auf diesen Wegen, dafür Erde, Mulch, Kompost, Ernteerträge oder einfach Arbeitsgeräte. Würden wir all diese Dinge auf dem großen Gelände per Hand oder mit einer Schubkarre hin- und her bewegen wollen, wäre für uns eine Bewirtschaftung der Finca nicht möglich.
Finca kaufen auf Teneriffa
Auf Teneriffa eine Immobilie oder eine Finca kaufen kann problembehaftet sein, wenn man die Problemkreise nicht kennt. Aus heutiger Sicht erkennen wir, dass wir in etlichen Dingen einfach nur Glück hatten. Viele Belange hätten auch negativ verlaufen und zu einem Desaster führen können.
Dinge, die für uns in Deutschland selbstverständlich sind und die man als gegeben voraussetzt, sind in Spanien oder auf Teneriffa keineswegs selbstverständlich. Wer aber die Problemkreise nicht kennt, kann nicht einmal die richtigen Fragen stellen.
Nicht jedes Grundstück hat oder bekommt zwangsläufig das preisgünstige Fincawasser. Ohne dieses Wasser läßt sich aber eine Finca nicht annähernd kostendeckend bewirtschaften. Vorvertrag, Kaufvertrag, Formvorschriften, Steuer, Steuerschuld, Wertzuwachssteuer bis hin zum Thema wer die Immobilie kauft etc. sind Themen, die gründlich erörtert werden sollten.