Die Brennnessel ist ein echter Kosmopolit, denn sie kommt überall auf der Erde vor. Sie zeigt auf jedem Kontinent an, wo der Boden besonders stickstoffreich ist. Deshalb zählt man sie zu den „Zeiger-Pflanzen“, an denen man Rückschlüsse auf die Bodenverhältnisse schließen kann.
Die Gattung der Brennnessel umfasst etwa 45 verschiedene Arten und sie wird weltweit vielseitig genutzt. Es ist zum Beispiel möglich, aus ihren Fasern, wie aus Flachs, auch eine Art „Leinen“ zu gewinnen. Bei uns beginnt die Brennnessel-Saison etwa im April.
Brennnessel: Bakterienhemmer und Nährstoffbombe
Die Brennnessel enthält in ihren Blättern einen Wirkstoff, der Bakterien in ihrem Wachstum hemmt. Früher gab man daher in frisch gemolkene Milch eine Handvoll Brennnesselblätter, um sie länger haltbar zu machen. Auch manche Lebensmittel wie Frischfleisch oder Fisch wurden früher in die Blätter von Brennnesseln eingewickelt aufbewahrt, um ihre Haltbarkeit zu verlängern.
Das Gartenunkraut enthält mehr Vitamin C als Zitrusfrüchte und ist zudem reich an Mineralien wie Eisen, Kalium und Magnesium und sekundären Pflanzenstoffen wie den Flavonoiden. Die Flavonoide sorgen zusammen mit dem Kalium für die entwässernde Wirkung der Blätter. Überraschenderweise sind Brennnesseln auch eiweißreich, sodass die Blätter durchaus Mehrwert haben und es sich lohnt, sie in der Küche auszuprobieren.
100 g frische Brennnesselblätter enthalten ähnlich viel Eiweiß wie die gleiche Menge frische Hülsenfrüchte, nämlich bis zu 8 g. Auch die Samen sind essbar und werden geröstet geknabbert.
Brennnesseltee entwässert
Wusstest du, dass Brennnesselsamen essbar ist?
Brennnesseltee wirkt entwässernd und hilft bei konstanter Anwendung, neuen Wassereinlagerungen vorzubeugen. Angeblich soll Brennnesseltee auch blutreinigend oder entschlackend wirken und bei Detox-Kuren helfen. Allerdings konnten wir keinen wissenschaftlichen Nachweis für die Sinnhaftigkeit solcher Entgiftungs- und Entschlackungskuren finden.
In der Apotheke oder im Reformhaus kannst du die Blätter der Brennnessel in getrockneter Form kaufen. Auch im Bioladen gibt es Brennnesseltee oder fertige Teemischungen, die Brennnesseln enthalten. Da die Brennnessel aber fast überall wächst, kannst du sie auch selber ernten und über Kopf hängend zu Hause trocknen. Je stärker der Tee, desto intensiver die Wirkung.
Reiner Brennnesseltee hat allerdings keinen guten Ruf, weil ein Aufguss aus trockenen Blättern ein eher „muffiges“ Aroma hat. Dies kannst du verhindern, indem du frische Blätter aufbrühst oder getrocknete Brennnesselblätter mit etwas Zitronenschalenabrieb abrundest. So schmeckt der Brennnesseltee sogar fast spritzig.
Brennnesseljauche: nützlich im Garten
Sie stinkt furchtbar, aber hilft wirklich: Brennnesseljauche ist ein bewährtes Mittel im Garten, um Pflanzen zu düngen und Pflanzenschädlinge wie Blattläuse zu vertreiben. Wegen des sehr intensiven Geruchs bitte nicht auf dem Balkon ansetzen, sondern nur im (Schreber-)Garten, weit entfernt von Nachbars Fenstern.
Für die Jauche bringst du die Brennnesseln mit Wasser zum Gären; sobald der Gärprozess fertig ist, kannst du die Jauche als Dünge- oder Spritzmittel nutzen. Wichtig: Erst durch die Gärung werden alle in den Pflanzen vorhandenen Wirkstoffe freigesetzt. Die Jauche ist fertig, sobald die Flüssigkeit nicht mehr stinkt und keinen Schaum mehr bildet. Das kann im Hochsommer schnell gehen, sich bei Frühlingstemperaturen oder einem schattigen Standort aber über mehr als eine Woche hinziehen.
Traditionell nutzt man Brennnesseljauche für stark zehrende Gemüsepflanzen wie zum Beispiel Tomaten als Flüssigdünger. Sie kann verdünnt oder unverdünnt statt oder mit dem Gießwasser verwendet werden. Wenn du Brennnesseljauche als Spritzmittel gegen Schädlinge wie Blattläuse einsetzen möchtest, solltest du sie nur bei bedecktem Himmel oder abends anwenden, da sonst die Blätter verbrennen können.