Kanarengarten

Der Kanarengarten hat viele Facetten. Einen Garten auf den Kanaren anzulegen bedarf einer ganzen Reihe von Überlegungen. Soll es ein Ziergarten sein oder doch eher ein Garten zur Selbstversorgung? Ein kleiner Vorgarten eines Reihenhauses oder eine Finca? Ein Garten im Süden oder eine Finca im Norden von Teneriffa? In Küstennähe oder der Schneefallgrenze? Konventioneller oder ökologischer Anbau? Oder gar eine Permakultur?

Vom Potgardening zur Permakultur

Bei der Ankunft auf Teneriffa reichten unsere gärtnerischen Kenntnisse kaum über das Potgardening hinaus. Aber unsere Kenntnisse aus dem Bereich der Lebensmittel oder Gastronomie reichten als Motivationsschub, an dieser Situation etwas ändern zu wollen.

Und die Motivation war enorm und so landeten wir auf einer Finca, die heute etwa 15.000 qm umfasst, auf der wir rund 100 verschiedene Obstsorten kultivieren, Gemüse und Kräuter in Hülle und Fülle. Darum versorgt unser Kanarengarten uns mit allen Frischeprodukten, die eine gesunde Küche ausmachen. Und im Kräutergarten befinden sich etliche Heilkräuter, die uns über allerleih Wehwehchen hinweghelfen ohne in die chemische Hausapotheke greifen zu müssen.

Die Prämisse für unseren Kanarengarten war gesundes Obst und Gemüse. Darum stellte der Anbau nach ökologischen Grundsätzen eine Selbstverständlichkeit dar.

Wo wir die ersten Jahre eher mit geradlinigen geometrischen Formen begannen, fließen heute die organischen Formen der Permakultur in unseren Gartenbau ein.

 

< Obst auf Teneriffa – Obst im Kanarengarten >

 

Kanarengarten: Boden, Wasser, Sonne, Schatten und Pflanzen im Wechselspiel

Eine Finca auf Teneriffa kann nicht anders funktionieren als ein Garten in Deutschland. Dachten wir. Tatsächlich sind die Unterschiede enorm. Wo in Deutschland die Jahreszeiten Frühjahr, Sommer, Herbst und Winter klar abgegrenzt sind, wird Teneriffa gerne als die Insel des ewigen Frühlings bezeichnet. Wo in Deutschland der Temperaturunterschied zwischen Februar und August über 50 Grad betragen kann, bewegt er sich auf Teneriffa eher bei moderaten 15-20 Grad. Ursächlich sind Passatwinde, die fast ununterbrochen aus nördlichen Richtungen wehen und deren Feuchtigkeit an den Bergen der Inseln zu Wolken und Niederschlag kondensiert. So sind die Nordhänge der Berge oberhalb von rund 800 Metern oft täglich einige Stunden von Wolken eingehüllt. Außerdem trägt auch der von Nord nach Süd fließende Kanarenstrom zu den relativ moderaten Sommertemperaturen von Wasser und Luft bei.

Feuchtigkeit trägt maßgeblich zur einer üppigen Vegetation bei, die wiederum über die Verrottung von Blättern und Pflanzen über die Jahrtausende zu einem wertvollen Pflanzboden führte. Sonne und Schatten im Wechselspiel lassen die meisten Pflanzen auf dem guten Boden fast explodieren vor Kraft und Energie.

 

Kanarengarten - Permakultur
Bild: exotischer Kanarengarten – tropisch, subtropisch und gemäßigtes Warmklima

Sollte der Focus auf Selbstversorgung liegen, sollte man sich im Vorfeld bewusst machen, was man anbauen möchte und dann eine Finca in entsprechender Lage, Höhe und Bodenbeschaffenheit suchen. Auch hier gilt also eine alte Faustregel der Immobilienwirtschaft: die Lage, die Lage und nochmals die Lage. Natürlich kann man sich eine Finca suchen und dann versuchen mit den Gegebenheiten zurechtzukommen. Das erfordert allerdings oft eine hohe Kompromissbereitschaft.

Kanarengarten auf Teneriffa 

Gärtnern auf den Kanaren erfordert andere Kenntnisse als sie der klassische Hobbygärtner aus Mitteleuropa mitbringt. Oft genug besteht der Boden aus Sand oder Mineralgemischen und weist nur eine geringe Erdschicht auf. Das Ergebnis sind kleine, kränkelnde Pflanzen oder hohe Kosten für einen Bodenaustausch. Viel Geduld für einen Bodenaufbau mit Gründüngung, Mulch u.v.m.

Permakultur Teneriffa - permaculture tenerife

Unterschiede vom Kanarengarten zum Gärtnern in Deutschland

Wo genau befinden sich aber die Unterschiede zum Gärtnern in Mitteleuropa? Auf den Kanaren tritt nur in den ganz hohen Lagen Frost auf. Darum überleben Insekten problemlos und setzen einer Pflanze u.U. ganzjährig zu. Etliche Pflanzen benötigen die kalte Jahreszeit und gedeihen nur bei bestimmten Temperaturen. Bedingt durch die Temperaturen sind oft mehrere Erntezeiten möglich, was wiederum die Böden sehr beansprucht. Darum muss auch das Düngeverhalten auf den Kanaren anders sein als in Deutschland.

Und nicht zuletzt trocknet ein leichter stetiger Wind die Böden schnell aus. Folgt eine Calima (Wind aus der Sahara) oder mehrere in kurzen Abständen einer längeren regenfreier Zeit kann dies für junge Pflanzen den schnellen Garaus bedeuten. Darum ist gerade die Zeit zwischen April und Oktober gärtnerisch anspruchsvoll. Heftige Sonneneinstrahlung lässt die Blätter von Jungpflanzen, die frisch aus der Gärtnerei kommen, in kurzer Zeit verbrennen. Darum ist auch die richtige Beschattung im Kanarengarten ein entscheidendes Thema.

Viele Pflanzen in Küstennähe verkraften die salzhaltige Luft und Wasser nicht. Darum ist auch hier die richtige Pflanzenzusammenstellung von Bedeutung.

Eines der größten Probleme ist die Bewässerung. Schon manch blühender Kleingarten wurde wegen den hohen Bewässerungskosten in einen Ziersteingarten umgebaut. Eine sinnvolle Bodenbewirtschaftung ist nur dann möglich, wenn entsprechend günstiges Wasser zur Verfügung steht.

 

< Obst auf Teneriffa – Obst im Kanarengarten >

 

 

Kanarengarten: Tipps & Tricks aus der Praxis

Es gibt also viele Faktoren, die man für ein erfolgreiches Gärtnern auf den Kanaren beachten sollte.

 

Teneriffa: Gesundes Obst und Gemüse aus dem Garten

Wer wirklich gesundes Obst und Gemüse auf Teneriffa aus dem eigenen Garten ernten möchte, sollte sich auch die Nachbarschaft ansehen. Was wird in der Nachbarschaft angebaut und vor allen Dingen, wie wird angebaut? Viele Canarios sehen die Bewirtschaftung eines Landes sehr pragmatisch und unter den Gesichtspunkten, dass ein hoher Ertrag das Resultat sein sollte. Wer einmal seinen Boden oder Garten ökologisch bewirtschaftet hat, wird wissen, wieviel Mehrarbeit dieses erfordert. Und dann das Obst und Gemüse oft nicht wie aus dem Bilderbuch aussieht, sondern auch Schadstellen aufweist.

Wer auf hohen Ertrag angewiesen ist, greift damit oft schnell zu Kunstdünger, Insektiziden, Herbiziden, Pestiziden usw.. Und genau solche Nachbarn schädigen regelmäßig durch Verwehungen das eigene ökologisch angebaute Obst und Gemüse auf Teneriffa.

Anmerkung:

Dieser kleine Artikel soll unsere eigenen Erfahrungen auf Teneriffa widergeben und Interessierten einige Anhaltspunkte geben, was wirklich wichtig für einen Kanarengarten ist, unabhängig, wie er am Ende aussehen soll.